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Starrsinniges Starren: die augenscheinlichen Begleiterscheinungen der Bildschirmarbeit

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Bildschirmarbeit geht mit vielerlei Begleiterscheinungen einher
Bildschirme sind heute allgegenwärtig. Sie repräsentieren den Fortschritt in das mediale Zeitalter. Das Berufsleben der nächsten Jahrzehnte wird geprägt sein von der Arbeit am Bildschirm. Doch ist allein das menschliche Auge – rein medizinisch – dafür bereit? Können wir fortan getrost „in die Röhre gucken“?

Die Mehrheit aller deutschen Erwachsenen (62 Prozent) trägt heute eine Brille oder Kontaktlinsen. Vor sechzig Jahren waren es „erst“ 40 Prozent. Bereits Ende 2010 meldet der Hightech-Verband BITKOM, dass über 60 Prozent aller Arbeitsplätze in Deutschland die Arbeit am Computer beinhalten. Inzwischen dürfte diese Zahl weiter gewachsen sein. Immer mehr Berufe entstehen in der virtuellen Industrie und lösen alte, beschwerlichere Betätigungen ab. Das Bruttoinlandsprodukt eines Landes soll unter Einfluss des Internets um 4,2 % pro Jahr wachsen, glaubt man einer Studie von McKinsey. Das klingt nach erfreulichen Meldungen.

Doch so sehr die Freude über die Revolution der Arbeit anhält, desto häufiger werden auch kritische Stimmen laut. Denn wo Licht ist, ist auch Schatten. Das Bild eines vor dem Bildschirm hockenden Menschen will nun wirklich so gar nicht nach triumphaler Zukunft der menschlichen Rasse aussehen. Dank der Ergonomie sollen zumindest anhaltende körperliche Schäden ausgeschlossen werden. Ratschläge über die richtige Haltung am PC-Arbeitsplatz wurden bereits in unzähligen Veröffentlichungen sehr ausführlich thematisiert. Was aber weitgehend aus den Augen verloren wurde, ist das Auge selbst.

Bundesamt gibt keine Auskunft

Laut WHO und dem Deutschen Blinden und Sehbehindertenverband (DBSV) gibt es in Deutschland über eine Millionen sehbehinderte Menschen und knapp 150.000 Blinde. Das Bundesamt für Statistik hat hierüber kurioserweise kein Zahlenmaterial vorliegen (wohl aber über den Honigmelonenimport Deutschlands). Und auch sonst ist die Informationslage zu diesem Thema äußerst spärlich. Bedingt durch den demografischen Wandel ist ein Anstieg der altersbedingten Augenkrankheiten durchaus verständlich. Doch stellt sich auch die Frage, wer davon profitieren könnte, dass gewisse Fakten nicht so schnell an die Öffentlichkeit gelangen.

Vielseitige Symptome

  • Schmerzen in Kopf, Nacken, Schultern, Armen und Händen
  • Augenbrennen und Augentränen
  • Nervosität und Stress

Dies alles sind Symptome, die US-amerikanische Forscher dem Computer Vision Syndrom (CVS) zuschreiben. Dieser Begriff vereint alle mit der Computerarbeit verbundenen Augenprobleme und führt diese etwa auf unscharfe Zeichen und ungenügende Zeichenkontraste, schlechte Beleuchtung und schwierige Helligkeitsanpassung des Auges zurück. Problematisch ist dabei jedoch, dass andere Umwelteinflüsse ebenfalls zu den Verursachern der genannten Erscheinungen gezählt werden können.

Blaulicht als Bedrohung für die Netzhaut?

Blaues Licht kann von der Retina nicht ausreichend verarbeitet werden, wenn es zu intensiv ist. Diese ist an ein ausgewogenes Verhältnis des Lichtspektrums angewiesen. Gezieltes Blaulicht sendet jedoch ein extrem intensives Signal zu den Augenmuskeln, damit die Augen schnell geschlossen und geschützt werden. Das kann zu starken Kopfschmerzen und Übelkeit führen und permanente photochemische Schäden im Auge anrichten. Viele moderne Geräte (z. B. TFT-Monitore) verwenden allerdings Entladungslampen, die dieses Blaulicht erzeugen, weshalb erste Anbieter wie Innovative Eyewear dazu übergegangen sind, spezielle Brillen für PC-Arbeitsplätze anzubieten. Damit soll präventiv dafür gesorgt werden können, dass Augenlicht zu schützen. Diese Grafik macht den Blaulichtüberschuss deutlich:

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In diesem Tageslichtspektrum kann man die Farbwerte ablesen

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Diese Grafik zeigt den Blaulichtüberschuss bei Entladungslampenlicht

Visueller Asbest

Derlei Hilfsmittel sind allerdings nur eine Reaktion auf ein zunehmendes Problem. Die Wirtschaft ist in den letzten Jahren eher damit beschäftigt, Investitionen in die Werbung zu tätigen, als in die Produktentwicklung zu investieren. Es werden demnach nicht Produkte besser gemacht und nachhaltiger konzipiert, sondern bestehende Produkte massiver und psychologisch immer raffinierter beworben. Das gilt selbstverständlich auch für jene Produkte, die wir unseren Augen täglich „zumuten“. Auch kann kein Unternehmen auf die Nutzung von Hardwaretechnologie und Computern im Allgemeinen verzichten. Die Anforderungen an Geschwindigkeit und Modernität zwingen den Geschäftsführer, seine Mitarbeiter einem „Restrisiko“ auszusetzen, ohne dass man ihm einen Vorwurf machen kann. Der Schuldige? Unser Zeitalter.

Zwang ist allgegenwärtig, darum fühlen wir uns frei.

– Bernhard Steiner

|| Foto / Bildmaterial: ‘Erstaunt ’ vom Fotografen Jörg Klemme, CC-Lizenz (BY 2.0) | http://creativecommons.org/licenses/by/2.0/de/deed.de


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